InK – Halle für internationale neue Kunst

«1978 eröffnete Urs Raussmüller InK, die Halle für internationale neue Kunst in Zürich. InK war mehr als die Ausstellungsinstitution für (später) berühmte Künstler, als die sie weltbekannt wurde. Mit InK verwirklichte Raussmüller ein wegweisendes Kunstförderungskonzept, das er für den Migros Genossenschafts-Bund entwickelt hatte: Künstler wurden eingeladen, im InK neue Werke zu realisieren oder zu präsentieren. Sie erhielten Räume, Assistenz und ein Honorar, und die Werke blieben in ihrem Besitz, sofern sie nicht für die von Raussmüller neu konzipierte Kunstsammlung des MGB (heute: Migros-Museum für Gegenwartskunst, Zürich) oder von ihm privat erworben wurden.
Zwischen 1978 und 1981 führte Urs Raussmüller ca. 60 »Ausstellungen« mit 82 Künstlern durch, darunter Carl Andre, Bruce Nauman, Robert Ryman, Ed Ruscha, John Baldessari und Lawrence Weiner, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Hanne Darboven, Jannis Kounellis, Mario Merz und Joseph Beuys sowie Wolfgang Laib, Martin Disler und andere (damals) junge Künstler. Raussmüller hatte vis-à-vis der Kunstgewerbeschule eine Fabrikhalle so umgebaut, dass mehrere Künstler gleichzeitig in den Räumen arbeiten konnten. Dadurch entstand ein kontinuierlicher Dialog sowohl zwischen den Künstlern wie auch mit dem Publikum, das bei freiem Eintritt an den Entwicklungen teilhaben konnte.
Urs und Christel Raussmüller ergänzten die Installationen durch Konzerte, Lesungen, Performances und Vorträge und verbreiteten sie in den InK-Dokumentationen 1-8. Ihre 0-Nummer (InK-Information) enthält Ansichten und Pläne der Institution und beschreibt das Konzept. Für Sonderausstellungen, die das ganze InK einnahmen, wurden zum Teil eigene Kataloge publiziert (vgl. Poetische Aufklärung in der europäischen Kunst der Gegenwart&, With a certain smile?, Robert Ryman, Hanne Darboven: Schreibzeit u.a.m.).
Der Ehrgeiz eines Zürcher Stadtpräsidenten setzte 1981 dem erfolgreichen Kunstförderungsprojekt durch eine Umnutzung der Liegenschaft ein Ende.»Quelle: raussmueller.org/?page_id=41&lang=de, Zugriff vom 22.12.2017)

Beschrieb

«[...], aber keine Kunsthalle im herkömmlichen Sinn, ein Ort, an dem fast ausschliesslich neu geschaffene Werke gezeigt werden, aber nur selten in Form arrangierter Ausstellungen. InK ist keine Galerie, denn verkauft werden diese Arbeiten nicht - sie bleiben im Besitz der Künstler, die sie gemacht haben (InK vergütet ihnen die Unkosten und zahlt ein HonorarQuelle: Christel Sauer, "InK - Hallen für neue internationale Kunst", in: Du, Bd. 40, Heft 4, 1980, S. 7
«Dass sich die Architektur von InK entsprechend dem Konzept als offene Arbeitsstruktur von nüchterner Zweckmässigkeit präsentiert - keine Marmorböden oder Spannteppiche, keine milde Spot-Beleuchtung! -, ist darum kaum verwunderlich. Eine ehemalige Fabrikhalle (an der Limmatstrasse 87) mit grossen Fenstern und Oberlicht wurde mit minimalem Aufwand in vier separate, durch einen breiten Seitengang verbundene Räume von durchschnittlich 80 Quadratmeter unterteilt. Die Absicht war, Raumverhältnisse zu schaffen, die gross genug waren, um «grosse» Arbeiten zu ermöglichen, aber nicht zu gross, um nicht bewältigt werden zu können. (Inzwischen hat die Erfahrung gezeigt, dass diese einfachste Lösung einer Ausstellungsarchitektur tatsächlich allen Ansprüchen gerecht wird.) [...] Jede Ausstellung beziehungsweise jeder «fertige» Raum wird vier bis sechs Wochen gezeigt; dass der Auf- und Abbau kaum je in allen vier Räumen gleichzeitig stattfindet, erhöht den Reiz dieses mobilen Ausstellungssystems und die Chance des Publikums zum Erfahren und Vergleichen unterschiedlicher künstlerischer Haltungen und Hinweise.»Quelle: Sauer 1980, S. 10-11
Der Eingangsbereich hatte einen Informationsstand, der einer klassischen Kasse glich. (Vgl. Abbildung bei Sauer 1980. S. 6)

Rezeption

«So sah die Kunst der siebzig er Jahre aus. Das InK funktionierte unter Urs Rausmüllers Leitung von 1978 bis 1981 als Zürichs erste ideelle Kunsthalle. Diese Ausstellungen flogen hoch: Gerhard Richter, Bruce Nauman, Becnd und Hilla Becher, Hanne Darboven, John Baldessari. Das InK wurde zu hundert Prozent von der Migros-Genossenschaft finanziert. (Nachfolger: Museum für Gegenwartskunst Zürich)»Quelle: Michelle Nicol: «Vo Lozärn gäge Wäggis zue. Reiseführer durch 104 zeitgenössische Kunsträume der Schweiz». In: Freie Sicht aufs Mittelmeer, Kat. Ausst. Zürich: Kunsthaus Zürich, 1998, S. 106
Christel Sauer berichtet davon, dass das Haus Erfolg bei den Besuchenden sowie ausländischen Kunstanhängern, so sei der ganze Kulturausschuss aus dem Münchner Stadtrat angereist um sich über die Idee und die Realisation zu informieren. In Holland, USA, Frankreich seien bereits ähnliche am «InK-Modell orieniterte Kunsthallen am Entstehen» Den verfügbaren Raum, die finanzielle und technische Hilfe wahrzunehmen sei aber für die Ausstellenden eine grosse Herausforderung. Denn die Zeit sei eine gewesen, in welcher die Instanzen zur Vermittlung denn zur Entstehung populärer seien. Künstler würden denn auch mehr als eine normale, kleine Ausstellung realisieren können. Jannis Kounellis habe sich denn auch gewunden und schwergetan, bis er den Raum «in den Griff bekommen» habe. (Vgl. Saurer 1980)