Diese Webseite listet und dokumentiert über 700 selbstorganisierte Kunstinitiativen aus der Schweiz seit 1950. Sie wurden im Rahmen des Forschungsprojektes «Off OffOff Of? Schweizer Kulturpolitik und Selbstorganisation in der Kunst seit 1980» erfasst

Das Sammeln und Ordnen der Daten, die der vorliegenden Übersicht zugrunde liegen, stellte uns vor eine Reihe methodischer Herausforderungen da kategoriale Zuordnungen und Festlegungen der heterogenen Vielfalt des Phänomen entgegenlaufen: Wird etwa die Kunsthalle St. Gallen, die auf einer Eigeninitiative lokaler Künstler*innen beruht, einbezogen, obwohl sie als Institution bezeichnet werden muss? Und wie ist mit den insbesondere in den 1980er Jahren vielerorts entstandenen, selbstverwalteten und spartenübergreifend ausgerichteten Kulturorten, der Alten Stadtgärtnerei in Basel etwa, umzugehen? Was ist mit Initiativen, die nicht auf einen architektonisch-physischen Raum bezogen sind, etwa der in der Schweiz ausgeprägte Self-Publishing-Bereich mit seinen Zeitschriften, Verlagen und Kleinstpublikationen? Schließlich entschieden wir uns, diese für das Phänomen kennzeichnenden Unschärfen miteinzubeziehen, Initiativen aus Grenzbereichen auch zu berücksichtigten und auch Projekte von denen lediglich wenige Informationen vorliegen trotzdem einzuschliessen. Zentrales Anliegen dieser Webseite ist also weniger ein vollständiges Verzeichnis von selbstorganisierten Kunstinitiativen zur Verfügung zu stellen als vielmehr ein Bild von der Vielfalt und Dynamik der Bewegung zu vermitteln.

MAP Die erfassten Projekte werden in Form eines Mappings in ihrer räumlichen und zeitlichen Ausbreitung dargestellt. Die Präsentation soll ein generelles Bild von der Dynamik und den verschiedenen Schwerpunkten der Bewegung vermitteln und erlaubt die Suche nach bestimmten Zeitfenstern und nach ausgewählten Regionen.

RADAR Für etwa 250 Kunstinitiativen wurde eine qualitative Zuordnung entlang von sieben Merkmalen vorgenomme, die in Gestalt von Spiderdiagrammen wiedergegeben werden. Die Auswahl erfolgte in Relation zur Anzahl der aktiven Räume während den verschiedenen Dekaden. Mit Kategorien wie Ausstellung, Plattform, Treffpunkt, Labor, Denkwerkstatt, Intervention und Publikation greifen wir auf bestehende Begriffe zurück, die im Diskurs um Selbstorganisation in der Kunst häufig verwendet werden, z. B. in Mission Statements der Akteur*innen und/oder in Förderkriterien seitens Kulturpolitik. Die Bewertung (1 trifft nicht zu oder lässt sich nicht beurteilen, zu wenig Daten, keine Quellen, keine Gespräche; 2 trifft eher zu, Aspekt existiert, ist aber kein Schwerpunkt, ist nicht intendiert, ergibt sich als 'Kollateralschaden' aus der sonstigen Praxis; 3 trifft zu, Aspekt existiert, u.a. parallel zu anderen, ebenfalls bewusst gesetzten Aspekten; 4 trifft voll zu, ist Schwerpunkt der Praxis) bildet unsere Forschungsperspektive ab. Diese stützt sich auf das von uns recherchierte Material.

ENTITIES Hier werden die sehr unterschiedlichen Formate der Projekte nach verschiedenen Organisationsformen aufgeschlüsselt, die aber letztlich nur unscharf voneinander abgegrenzt werden können und sich für viele Projekte aufgrund der begrenzten Ressourcen auch nicht bestimmen liessen. Hier interessiert besonders der Umstand, dass die für eine kulturelle Szene äusserst produktiven Experimente gerade aufgrund formaler Unschärfen für die Kulturpolitik und Kunstförderung immer noch schwer zu fassen sind.

POLITICS Unter ❯ GUIDELINES sind Kulturleitbilder, Förderrichtlinien und weitere Dokumente von Kantonen, Städten und Bund versammelt, in denen Rahmenbedingungen formuliert und definiert werden, und unter ❯ ISSUES finden sich Archivalien zu ausgewählten, kulturpolitischen Aktionen der selbstorganisierten Kunstszene.

LIST Das Verzeichnis listet schliesslich alle erfassten Kunstinitiativen nochmals alphabethisch (❯ A…Z) sowie nach Orten und Kantonen (❯ REGIONS) und Jahrzehnten (❯ DECADES).

Im Forschungsprojekt wurden Entwicklungen und Funktionen von selbstorganisierten Kunsträumen in der Schweiz erstmal systematisch aufgearbeitet. Der Fokus der Publikation, die parallel im Diaphanes Verlag erschienen ist, liegt in der Darstellung und Einordung struktureller Entwicklung und der darin eingewobenen Fragen nach Selbstverständnis, Positionierung und des Interagierens sowohl der Akteur*innen untereinander wie auch im Verhältnis zu Kulturpolitik und Förderung.

Eine Auswahl der während der Recherche geführten Gespräch mit Betreiber*innen selbstorganisierter Kunstinitiativen und mit Vertreter*innen aus der Kulturpolitik und Kunstförderung ist auf dem Oral History Archiv der ETH Zürich zugänglich.

 

Impressum

Herausgeberin:
Hochschule Luzern – Design & Kunst
Forschungsgruppe Kunst, Design & Öffentlichkeit
Sentimatt 1
CH-6003 Luzern
www.hslu.ch

Projektleitung:
Rachel Mader

Projektmitarbeit:
Pablo Müller, Gabriel Flückiger, Vera Leisibach, Sarah Merten, Andrea Glauser, Peter Spillmann, Isaline Vuille (externe Mitarbeit)

Redaktionelle Mitarbeit Webseite:
Elisabeth Nold Schwartz

Gestaltung Webseite:
Peter Spillmann

Programmierung:
Michael Vögeli


Das Forschungsprojekt «Off OffOff Of? Schweizer Kulturpolitik und Selbstorganisation in der Kunst seit 1980» wurde durch den Schweizerischen Nationalfonds gefördert.