Wilfried von Gunten Kunst

«OHNE RAHMEN. DAS FENSTER ZUR KUNST

Mitten im Zentrum von Thun gibt es einen aussergewöhnlichen Ort. In einer Umgebung von kommerziellen Angeboten aller Art – Bekleidungs- und Juweliergeschäften, Supermärkten, Metzgereien und Bäckereien – findet sich ein Schaufenster-Laden mit einem visuellen Angebot ganz anderer Prägung. Es kommt im gleichen Gewand daher wie seine kommerziellen Geschwister in der Nachbarschaft: ein kleiner Laden mit grossem Schaufenster, der gar nicht betreten werden muss, um das Angebot zu überblicken. Und doch befriedigt er vollkommen andere Bedürfnisse und geht auf Distanz zu seiner Umgebung.

Es ist kein Ort zum Kaufen, sondern zum Nachdenken über das Kaufen, zum Nachdenken über die Zusammenhänge von Waren und ihrem Gebrauch, die formale Gestaltung, das Material; ein Ort zum Nachdenken über die Strukturen der Kommunikation, ja über menschliche Existenz überhaupt und ihre Bedürfnisse – kurz: kein Ort der kommerziellen (Trans)Aktion, sondern ein Ort der künstlerischen Reflexion. Die hier gezeigten Arbeiten sind keine «Kunst von der Stange» – sie sind allesamt explizit für diesen Ort entstanden. Es sind Werke und Installationen, die auf die spezifische Situation ihrer Umgebung reagieren. Es gibt weder Themen- noch Medienvorgaben, alles ist erlaubt, soweit es das bescheidene Budget zulässt.

Die Lage dieses ungewöhnlichen Ladens ist ein Schlüssel zu seinem Verständnis, zu seiner Funktion und Intention. Die Lage inmitten lauter Geschäftsläden bringt die Kunst zum Alltag und auch den Alltag zur Kunst. Befreit vom schützenden und Pathos-geladenen musealen Rahmen, der oft genug eine Barriere darstellt, stösst der Passant unvermittelt und unvoreingenommen direkt auf die Kunst. Die Kunst muss sich im Angebot von Brezeln und Brillantringen behaupten, darf keine Sonderbehandlung beanspruchen. Unprätentiös, von ihrem Sockel herunter und aus ihrem Rahmen heraus gestiegen, konfrontiert sie Passanten mit unerwarteten Begegnungen, erreicht sie Menschen, die sich sonst kaum in den geschützten Raum der Kunst vorwagen.

Gerade in diesem Kontext vermag die Kunst ihren Anspruch deutlich zu machen. Sie will selbstverständlicher Teil unseres alltäglichen Lebens sein, sie will existenziell sein wie das tägliche Brot beim Bäcker, sie will exklusiver Luxus sein wie die Schmuckstücke beim Juwelier. Das Kunstfenster ist ein Ort der unerwarteten Begegnung, ein Ort der Kommunikation. Ein Ort, an dem Passanten miteinander ins Gespräch kommen, ein Ort des Austausches, der Künstler aus der Region Thun mit jungen internationalen Künstlern vernetzt. Ein Fenster zur Kunst, ein Fenster zur Welt. Ein Bijou für Thun.»Quelle: Reinhard Spieler, online, www.vongunten-kunst.ch/oldspace.html, Zugriff vom 26.06.2018
«Ich habe mit meinen Kunsträumen mitgeholfen, das jeweilige Quartier zu prägen. Das war mit der Mühle so, später mit dem Oelegässli, dann mit dem Künstlerhaus im Thuner Ruag-Areal und jetzt in der Selve»Quelle: von Gunten in : Heinerika Eggermann Dummermuth, „Das Selve-Quartier als Künstlerviertel. Wilfried von Gunten – ein Thuner Galerist im Selve-Areal“, in: Thuner Tagblatt, 07.11.2009, S. 31, online (www.vongunten-kunst.ch/66-13887708.pdf, Zugriff vom 26.06.2018bewusst keine fixen Öffnungszeiten. Das Konzept ist erst im Wachsen begriffen. Aber ich stelle mir beispielsweise vor, dass ich statt einer einzigen Eröffnungsvernissage mehrere Vernissagen
gebe – jeweils auf Voranmeldung und für eine beschränkte Teilnehmerzahl. So können sich Besucher und
Künstler in privatem Rahmen treffen, kennen lernen und sich austauschen. Dieser Austausch ist mir enorm wichtig; das möchte ich hier in der Selve fördern.»Quelle: von Gunten in : Heinerika Eggermann Dummermuth, „Das Selve-Quartier als Künstlerviertel. Wilfried von Gunten – ein Thuner Galerist im Selve-Areal“, in: Thuner Tagblatt, 07.11.2009, S. 31, online (www.vongunten-kunst.ch/66-13887708.pdf, Zugriff vom 26.06.2018