«Im Oktober 1968 konnte das Zürcher Forum als gemeinnützige kulturelle Institution seine Veranstaltungstätigkeit aufnehmen. Die ersten Anlässe fanden in zürcherischen Freizeitanlagen und in verschiedenen Aussenquartieren statt. Die Stiftung Pro Juventute, als Betriebsführerin der Freizeitzentren in Zürich, leistete entscheidende Starthilfe.
Das Zürcher Forum ist eine Folgeorganisation der Zürcher Werkbühne, die sich unter anderem mit Uraufführungen junger Schweizerdramatiker zur Förderung des einheimischen Theaterschaffens einsetzte. Die Arbeit des Zürcher Forums fusste ganz auf den Erfahrungen der Werkbühne. So war es möglich, praktisch ohne Anlaufszeit eine intensive Programmtätigkeit zu entfalten.
In den bis heute etwas mehr als vier Spielzeiten konnten über 250 Veranstaltungen realisiert werden. Rund 1000 Persönlichkeiten - Musiker, Tänzer, Schauspieler, Maler, Bildhauer, Filmschaffende und Referenten zahlreicher Wissensgebiete - haben aktiv an der Gestaltung unserer Programme mitgewirkt. Die bisherige Tätigkeit war abwechslungsreich. Immer mehr konnten wir entdecken, dass neben dem Veranstaltungskalender der grossen Kunstinstitute ein reiches und dankbares Betätigungsfeld offensteht und zum Teil brachliegt.
Der Umstand, dass wir uns weder an einen festen Ort noch an ein spezielles Publikum gebunden fühlten und uns auch verschiedensten Sparten des künstlerischen Lebens widmen konnten, wirkte sich günstig aus. Das Zürcher Forum entwickelte sich zu einem kleinen kulturellen »Zentrum«, das sich der inneren und äusseren Beweglichkeit verpflichtet fühlt. Die Verschiedenartigkeit unserer Darbietungen erstreckt sich vom familiären Plauderkonzert in einer Klinik bis zu grossen öffentlichen Tagungen. Mit einem breiten Spektrum versuchen wir, entsprechende gemischte Publikumskreise zu erreichen und wenn immer möglich auch Menschen, die dem kulturellen Leben, soweit es sich um Konzerte , Ausstellungen, Theater, Kurse und andere Darbietungen handelt, passiv gegenüberstehen. Auch liegt uns daran, den Bewohnern von Aussenquartieren oder Landgemeinden mit kulturellen Leistungen entgegenzukommen. Organisation und Aufbau des Zürcher Forums befinden sich noch weitgehend in der Entwicklungsphase. Wir bemühen uns, Inhalte und Formen zu finden, die ein unmittelbares und selbstverständliches Verhältnis mit dem Publikum fördern und verstehen unsere Tätigkeit als eine Gemeinwesenarbeit . Publikumsförderung ist ebenso unser Anliegen wie die Pflege junger Künstler oder auch Kunstrichtungen, die
unseres Erachtens nicht genügend zur Geltung kommen.
Man könnte dem Zürcher Forum vorwerfen, es sei in seiner Tendenz zu wenig avantgardistisch, denn unter Avantgarde stellt man sich in der Regel etwas Extremes und Neumodisches vor, das sich progressiv oder absurd gebärdet. Was aber wegweisende Avantgarde ist, lässt sich oft erst rückblickend aus der Distanz beurteilen.
Erfreulicherweise dürfen wir feststellen, dass uns von den Veranstaltungsteilnehmern und auch der Presse in zunehmendem Masse echtes Interesse an unserer Arbeit entgegenkommt.
Wir hoffen, dass es uns gelingt, in einer so materiell und rationell ausgerichteten Zivilisation ein kleines Gegengewicht zu bilden.
Zahlreichen Gönnern aus der Privatwirtschaft verdanken wir grosszügige Zuwendungen.
Ebenfalls haben wir einigen Firmen zu danken, die gerne und immer wieder bereit sind, unentgeltlich oder zu stark reduzierten Preisen Aufträge für uns auszuführen. Dankbar
sind wir auch der Stadt Zürich und dem Kanton Zürich für wertvolle und wiederkehrende finanzielle Hilfe , ohne die wir heute unsere
Tätigkeit einstellen müssten.
Trotz den Subventionen, die uns neuerdings zur Schaffung einer Existenzgrundlage gewährt werden, glauben wir, dass vor allem die private Anteilnahme, die private ideelle und materielle Hilfe, besonders wichtig ist. Denn nur unter der eisernen oder goldigen Lunge des Staates künstlich beatmet zu werden, wäre für eine kulturelle Einrichtung kein fruchtbarer Zustand.
DIE SCHWERPUNKTE UNSERER TÄTIGKEIT:
Berufsorientierungswochen in Zusammenarbeit mit
der Berufsberatung von Stadt und Kanton Zürich
Förderung junger Künstler
Wanderausstellungen
Zusammenarbeit mit zürcherischen Kunstinstituten
Kurse , Vorträge , Diskussionen
Veranstaltungen für Betagte und Behinderte.»Quelle: Brochure Zürcher Forum, 1973, SIK Kunstarchiv [ZH_Zürich_(1973)_ZürcherForum_Brochure]).
Rezeption
Hans Neuburg, «Kunst in Zürich. Das Bildhauer-Symposium», in: Die Tat, Nr. 112, 14.05.1971, S. 7, (SIK Kunstarchiv
fwp, «Weiche Formen aus harten Steinen. Zürcher Bildhauer-Symposium», in: ZüriLeu, 28.01.1971, [o.S.], (SIK Kunstarchiv) [ZH_Zürich_1971_ZürcherForum_Bildhauer-Symposium_fwp_ZüriLeu_280171].