Es gibt keine Absichtserklärungen, Missionstatements o.ä., dazu (Dan Solbach):
«Es gibt auch kein Missionstatement oder so. [...] Es hat alles einen ziemlichen Liebhaber-Aspekt, ohne eine Idee von Strategie, Zielsetzung, etc. In dem ersten Jahr dachten wir, dass wir New Jerseyy nur ein Jahr machen. Jetzt sind wir im fünften ... [...] Positionspapiere, Manifeste, etc haben wir nie verfasst, da das nie unser Ziel war. New Jerseyy sollte immer Raum für Kunst sein und nicht Plattform für uns.»Quelle: Mailverkehr zwischen Dan Solbach und Marina Belobrovaja, Oktober 2013 [BA_Basel_2013_Mailverkehr_Belobrovaja/Solbach_2013]
Zur Praxis:
In einem Interview 2016 beschreibt Daniel Baumann die Praxis wie folgt: «Wir verfolgten immer den Versuch, ein Bewusstsein für das zu schaffen, was auf internationalem Horizont um uns herum passierte – aber darum alleine ging es nicht. Es ging darum, Künstler zu portieren, gemeinsam mit Künstlern Ausstellungen zu entwickeln, die es so nur vor Ort gab. Es machte einfach immer grossen Spass, die Ausstellung als Format mitzudenken. Wenn man Kurator ist, besteht natürlich das Ziel darin, gute Arbeiten zu zeigen, aber auch stets das 'Zeigen', das öffentlich Machen und Ausstellen selbst zu reflektieren»Quelle: Sibilla Panzert, „Gespräch mit Daniel Baumann, Direktor der Kunsthalle Zürich“, 27.05.2016, in: Thinking About Exhibitions
Zur Motivation:
Baumann: «Ausschlaggebend war die Beobachtung, dass Basel zwar eine reiche Stadt mit zahlreichen Stiftungen ist und reichlich Kunst subventioniert, dass es aber wenig öffentliche Plattformen ab, ausser grosse Museen.» Sie dachten, dass sie die Künstler aus dem Atelier rausholen wollten und nicht einfach Künstlerunterstützung leisten würden durch das Zurverfügungstellen von Ateliers. «Ursprünglich dachten wir, wir machen es drei Jahre lang, weil man für so einen Offspace meistens nur für eine begrenzte Dauer Energie aufbringen kann. Man wird ja nicht bezahlt. Wir haben mit einem Budget von 60'000 CHF pro Jahr jeweils zwölf Ausstellungen realisiert. Aber nach drei Jahren hatten wir immer noch Spass und wollten weitermachen! Im fünften Jahr allerdings verliessen einige von uns Basel und es machte keinen Sinn mehr, das Projekt weiterzuführen.»Quelle: Sibilla Panzeri 2016
«Als Namen wollten wir einen allgemeinen, leicht merkbaren Begriff ohne grosse Bedeutung haben. Natürlich war es nicht möglich, für New Jerseyy einen Domain-Name zu finden, alles war weg. Also haben wir diskutiert und verschiedene Namen in Betracht gezogen wie New Jersey Inn, New Jersey Club, New Jersey Golf, usw. All das passte uns aber nicht, weil wir wollten ja schlicht und einfach New Jerseyy heissen. Schliesslich kam einer in der Gruppe auf die Idee, ein zweites y anzuhängen, eine Art Fehler, der den Begriff in etwas anderes verwandelte, mit noch weniger Bedeutung. So waren wir das Problem augenblicklich los.»Quelle: Tiphanie Blanc, "New Jerseyy.Interview", in: Frog Magazine, 9, 2010, zitiert in Baumann 2010Quelle: Jurybericht der Eidgenössischen Kunstraumpreise 2010, S. 4
«'New Jerseyy' ist ein Ausstellungsraum in einem Ladenlokal an einem Verkehrskreisel. Wegen langjähriger Bautätigkeit in der Umgebung konnte das Lokal nicht vermietet werden und stand längere Zeit leer. Die Kunsttangente lud die zwei Künstler Tobias Madison und Emanuel Rossetti sowie den Grafiker Dan Solbach ein, dort für ein Jahr ein Ausstellungsprogramm zu realisieren. Ziel war es, eine vernachlässigte Ecke zu beleben und einer neuen Generation von Basler Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Madison, Rosetti und Solbach, die zu dieser Zeit Herausgeber des Fanzines 'Used Future' waren, luden ihrerseits Daniel Baumann, Projektleiter Kunsttangente, ein mitzumachen. Gemeinsam gründeten sie 2008 den Ausstellungsraum 'New Jerseyy' und realisierten jährlich mit rund CHF 50 000.- ein umfangreiches Ausstellungsprogramm, das international Beachtung fand und den Ort zum Treffpunkt für eine junge Kunstszene machte.»Quelle: Sibilla Panzert, „Gespräch mit Daniel Baumann, Direktor der Kunsthalle Zürich“, 27.05.2016, in: Thinking About Exhibitions, S. 77