Rezeption
«Ausloten der Peripherie. Hoch oben auf dem luftigen Furkapass organisierte Marc Hostettler von 1983 bis 1993 Ausstellungen. Mit dabei Joseph Beuys, Peter Fischli und David Weiss, James Lee Byars.»
(Quelle: Michelle Nicol: «Vo Lozärn gäge Wäggis zue. Reiseführer durch 104
zeitgenössische Kunsträume der Schweiz». In: Freie Sicht aufs Mittelmeer, Kat. Ausst. Zürich: Kunsthaus Zürich, 1998, S. 105)
«Die Künstleraktivitäten sind zurückzuführen auf den damaligen Besitzer des Hotels Furkablick, den Galeristen Marc Hostettler, der zwischen 1983 und 1999 Künstler dazu einlud, Projekte rund um den Furkapass zu realisieren. Diese hatten teilweise vergänglichen Charakter – Performances oder Projektionen – andere sind noch immer in der Landschaft zu entdecken. Viele sind jedoch gar nicht erst als Kunst erkennbar (wie die Betonblöcke um die Feuerstelle), andere sind verschwunden oder fast gänzlich verwittert. Im Furkablick ist eine Karte erhältlich, die beim Auffinden der Projekte hilft. Doch kaum jemand scheint sich dafür zu interessieren. Kunst in der Landschaft statt Landschaft als beziehungsweise in Kunst. Oder Kunst als Landschaft? Die Projekte scheinen in der Landschaft verloren gegangen zu sein, verwittert und überwachsen werden sie Teil der Natur. Wie die Archäologen des 3. Jahrtausends die Betonmüllsäcke wohl interpretieren werden?»Quelle: Joris Jehle, raumakte.ch/furka-iii/, Zugriff vom 05.06.2018
Agenda
Hostettler, Galerist aus Neuenburg, kaufte 1986 das Hotel, Rem Koolhaas übernahm nach einem Kurzbesuch mit der Familie den Umbau des Hauptgebäudes. Besucher genossen während der gerade einmal viereinhalb Monate dauernden Saison das Ambiente der Berge, erfrischten sich bei einem Rivella oder machten sich auf die Suche nach Kunst. Wer in den äusserst sanft renovierten Hotelzimmern sozusagen historisch übernachtete, erhielt einen Zimmerschlüssel mit der Inschrift «Covered by Clouds» von Lawrence Weiner in die Hand gedrückt, bevor er sich in die knarzenden Betten legte.
Die Furkart-Projekte, die von Performance über Malerei und Skulptur bis zu Land Art und gelegentlich auch Video ein breites Spektrum aufwiesen, genossen schnell Kultstatus, Kunst- und Architekturstudenten reisten in Gruppen an. In guten Jahren war das Hotel zu 50 Prozent ausgelastet. Da schockierte Hostettler vor drei Jahren die internationale Kunstwelt mit Annoncen, in denen er Käufer für das Anwesen suchte. Unmittelbarer Auslöser dafür waren veränderte Rahmenbedingungen im Gastgewerbe: «Abkommen mit der EU hatten zur Folge, dass die Schweiz die Saisonniers abschaffen musste. Restaurant und Hotel waren seit 1987 von einem Ehepaar aus dem ehemaligen Jugoslawien geleitet worden, das nun nicht mehr kommen durfte», sagt Hostettler. Ausserdem wurden die gesetzlichen Anforderungen an die Gastronomie verschärft. Das hatte Mehrkosten zur Folge, die mit dem bescheidenen Budget von 50 000 bis 80 000 Franken pro Jahr nicht mehr zu bewältigen waren. «Die Furkart war ohnehin immer ein Zuschussbetrieb, ich habe sie nie als Verkaufspodium für meine Galerie betrieben», sagt Hostettler. Der Kanton Uri, in dem das Hotel liegt, ist klein und hat seine Kulturgelder anderweitig gebunden. Der Kanton Wallis und Pro Helvetia förderten das Projekt bereits. Eine Kommerzialisierung wäre denkbar gewesen, sie hätte zum einen jedoch hohe Investitionen im Hotel erfordert, zum anderen wäre sie im Widerspruch zum Konzept der Furkart gestanden.Quelle: www.nzz.ch/article9CV36-1.205202, Zugriff vom 10.10.2019