«Es ist ein schöner Ort, den wir uns mit diesem Haus genommen haben. Nachdem der Glacegarten auf dem Steinfels-Areal den Baggern zum Opfer gefallen ist, musste es weitergehen. Und es ging weiter. Wir nahmen uns am 17.02.00 das bereits instandbesetzte Haus an der Uetlibergstr. 99 als neuer Anlauf (der wievielte?) für einen selbstverwalteten und anitkommerziellen Begegnungsort. Wir haben viel Zeit und Energie in das Haus investiert. Mit baulichen Veränderungen wurde das Haus neu strukturiert, einige Räume wurden vergrössert, der Keller schallisoliert, die Terrasse begehbar gemacht, einen Infoladen eingerichtet und die oberen zwei Stockwerke als Atelier und Wohnraum bezogen.
Im Keller gingen viele Konzerte über die Bühne. HipHop, Heavy Metal über Hardcore, Elektro, Pop, Grunge, bis zu Crust und Drum n' Bass..... Des weiteren Video-Abende, Volksküche, Infoveranstaltungen, Kunsthappenings und vieles mehr.
Was ist das besondere am Klub G'stört?
Alles ist auf non Profit aufgebaut, immer fünf Franken Eintritt, sehr günstige Getränke- und Essenspreise, keiner der MitmacherInnen verdient Geld, die Einnahmen werden ausschliesslich für die Aufrechterhaltung und Ausbau des Klubs verwendet. Die Einrichtung wurde aus den nächstgelegenen Speermühlhaufen ausgewählt.
Der Klub kann ohne uns nicht leben, wir nicht ohne ihn. Die lebendige, sich selbst verändernde Kultur ist möglich, da die Lohnarbeit und desshalb der Zwang zur Rentabilität wegfällt.
In städtisch subventioniert-sanierte Kulturzentren wird viel Geld investiert, aber sie bieten keine neue Perspektiven und geben keinen wirklichen Raum für Kreativität. Der üble Plan gründet aus der falschen Annahme, dass wenn diese geballte Ladung Cash so richtig schön in Fahrt ist, dann entstehe Kunst, Musik oder eine andere Art von intelligenter Kultur. Dem setzten wir etwas entgegen, denn Langeweile und Einheitsdenken macht keinen Sinn. Alles ist wie es niemals war.
Nach sieben Wochen Arbeit, Sitzungen, Brot und Spiele, flatterte uns völlig unerwartet der Räumungsbefehl ins Haus. Innerhalb einer Woche sollen wir nun das Haus verlassen, damit es von den Baggern flachgemacht werden kann. Der Besitzer, Hans Haller (HaHa), bekannt im ganzen Kreis 3 als skrupelloser Miethai, will an diesem Non-Profit Ort seine Profitüberbauung realisieren. Zuvor hat er das Haus systematisch vergammeln lassen und die damaligen Mieter dauerschikaniert. HaHa war in so viele Prozesse und Schlichtungsverfahren involviert, dass sich daraus drei dicke Ordner mit Material ergeben. Und nun will HaHa das Haus abreissen lassen, obwohl kein Baubeginn festgelegt ist.
Die Räumung der Uetlibergstr. 99 ist eine Fortsetzung einer langen Zerstörungsserie von selbstbestimmten Kulturzentren. Bunker, AJZ, Wohlgroth, Glacegarten und nun Klub G'stört. Um nur die zu erwähnen, die länger als eine Woche existiert haben, abgesehen von dutzenden anderen autonomen Kulturzentren in Deutschland und überall.
KEINE RäUMUNG BESETZTER HäUSER
SPEKULANTEN IN DIE PRODUKTION»Quelle: art.squat.net/gstoert/index2.html, Zugriff vom 22.01.2018)
Rezeption
«Bewohnbare und bespielte Skulptur» (Raum für Räume, 2005: Raum für Räume: interlokal - eine Ausstellung in der Shedhalle Zürich, herausgegeben und kuratiert von Susanna Nüesch ... [et al.], Zürich: Shedhalle, 2005